Thema Lindelberghalle

Rege Beteiligung beim grünen Bürgerstammtisch in Dachstadt am 12.11.2021

Die Augen sind auf Berlin und die Koalitionsverhandlungen gerichtet, dabei gibt es doch vor der Haustür genug zu verbessern. Das hätte die Quintessenz des grünen Bürgerstammtischs im November sein können. Zwar war aus Corona-Gründen ein hybrides Veranstaltungsformat gewählt worden, aber nach anfänglichen Verbindungsproblemen (mit einem Wink an die Verantwortlichen für schnelles Internet in Igensdorf) und einem Bericht von Barbara über die Klausur des Gemeinderats und den Ergebnissen ihrer Arbeitsgruppe zur Lindelberghalle kam eine rege Diskussion in Gang, an der sich auch die „zugeschalteten“ Gäste lebhaft beteiligten. Für den OV Igensdorf war dies eine gute Gelegenheit, wichtige Impulse aufzunehmen, was die Erarbeitung eines Nutzungskonzepts für die Lindelberghalle betrifft. Die grüne Fraktion im Marktgemeinderat hat immer wieder ein solches Nutzungskonzept gefordert, dass die Investition für die Halle rechtfertigen könnte, bisher vergeblich. Jürgen stellte dazu zwei Fördermöglichkeiten im Rahmen des europäischen LEADER-Programms vor, für deren Beantragung ebenfalls ein Nutzungskonzept vorliegen muss. Dabei könnten die Kosten für die Innenausstattung der Halle mit bis zu 40% (aber maximal 200.000 €) bei einer kommerziellen Nutzung gefördert werden, bei einem rein gemeinnützigen Konzept aber bis zu 60 % (ohne Maximalgrenze, unter der Voraussetzung, dass eine überregionale Nutzung ermöglicht wird). Die aktuelle Leader-Förderperiode endet 2022. Angesichts der zu erwartenden Kosten für den Innenausbau und der Aussicht, die Halle kommerziell vermieten zu müssen (wer kümmert sich um Akquisition und Organisation, wer betreut die Übergaben/Reinigung/Instandhaltung), war die einhellige Meinung, dass nur ein gemeinnütziges Nutzungskonzept in Frage kommt. So wurde überlegt, welche „Großveranstaltungen“ denn im Jahresverlauf für die Halle zu erwarten wären – es geht wohl durchschnittlich um eine Veranstaltung alle zwei Wochen. Eine Abfrage der örtlichen Vereine durch den Bürgermeister ergab eine Zahl von unter dreißig Veranstaltungen im Jahr, ebenso suchen die Musikschule (als überregionales Angebot der Gemeinde) und die Chorakademie Weißenohe nach einem geeigneten Veranstaltungssaal.

Warum nicht eine Pflegestation einrichten?

Ein wichtiger Beitrag von den Gästen betraf die Frage, ob man die Halle nicht dazu nutzen sollte, eine Pflegestation für Senioren oder zur Entlastung pflegender Angehöriger einzurichten (mit Blick auf den steigenden Pflegebedarf und die alternde Gemeinde). Damit wurde ein Zukunftsthema zur Diskussion gestellt, auf das wir in der Gemeinde sicherlich eine Antwort finden müssen. Im Laufe des Gesprächs erwies sich aber die Lindelberghalle dafür als wenig tauglich, weil die räumliche Situation mit dem aktuellen Grundriss nicht geeignet erscheint. Barbara wendete zudem ein, dass dafür ein Träger gefunden werden müsse, für den sich die Station auch wirtschaftlich rechnen müsse. Bei ähnlichen Anfragen seitens der Marktgemeinde habe sich herausgestellt, dass dazu eine bestimmte Mindestgröße der Einrichtung erforderlich sei, für die der Bedarf in Igensdorf nicht ausreiche. Ungeachtet dessen nehmen wir mit, dass die Situation auf längere Sicht eine Lösung im Gemeindegebiet erfordert.

Warum nicht ein Bürgerzentrum mit Veranstaltungssaal?

Im Ortsverband hatten wir diese Idee schon auf der Jahreshauptversammlung kurz diskutiert, dies war auch ein Grund, das Thema auf die Tagesordnung des Bürgerstammtischs zu setzen, und dabei die Akzeptanz zu testen, aber auch neue Ideen zu generieren. Und von denen gab es einige. Worum geht es genau? Für den Ortsverband ist schon länger klar, dass in der Gemeinde eine Begegnungsstätte für alle Generationen fehlt. Die Gaststätten verschwinden nach und nach, das Jugendzentrum existiert nicht mehr, öffentliche Treffpunkte sind nicht vorhanden oder können nur eingeschränkt genutzt werden, weil im Freien. Gleichzeitig unterhält die Gemeinde über mehrere Liegenschaften verteilt Einrichtungen wie die Musikschule, die Bücherei und die VHS. Insofern stellten sich alle Teilnehmer die Frage, ob man nicht diese Einrichtungen in der Lindelberghalle zusammenführen könnte und damit eine äußerst attraktive Begegnungsstätte schaffen könnte, ein kleines Bürgercafé eingeschlossen.

Anja stellte dazu die Idee in den Raum, die Bücherei mit fahrbaren Bücherregalen in der eigentlichen Halle unterzubringen, und diese bei Veranstaltungen zur Seite zu fahren. Dieses Konzept wurde unlängst in Altdorf erfolgreich umgesetzt und bietet den örtlichen Vereinen, wie auch der Bücherei vielfältige Möglichkeiten zu neuen kulturellen Angeboten. Ein kleiner Flyer (Download) gibt Auskunft über das Gesamtkonzept der Bücherei, zu dem eben auch Veranstaltungen gehören.

Gleichzeitig würden die zu erwartenden Betriebskosten besser genutzt. Auch die VHS könnte mit einem Veranstaltungsraum dieser Größe ihr Angebot sicherlich erweitern, man denke an Vorträge im Verbund mit anderen Volkshochschulen oder externen Bildungspartnern. Das Bürgercafé könnte beispielsweise von einem eigenen Verein auf ehrenamtlicher Basis betrieben werden. Und schließlich benötigt die Musikschule bald neue Räumlichkeiten, wenn in der Grundschule die Ganztagsbetreuung ausgebaut wird (ab 2026 Start bis 2029 für alle Grundschulkinder)

Im Gegenzug könnte die alte Grundschule wieder als Jugendzentrum fungieren, oder z. B. auch als barrierefreie Sozialstation. Anderenfalls könnten die freiwerdenden Räumlichkeiten ebenfalls vermietet werden, wie Teile des Gebäudes bereits heute.

Vorschläge für den neuen Haushalt

Da der neue Haushalt der Gemeinde demnächst verabschiedet werden soll, stellten wir auch die Frage nach Vorschlägen, welche Themen denn in den Haushalt aufgenommen werden sollten. Allen voran wurde eine Nutzung gemeindlicher Dächer durch Photovoltaikanlagen (mit Bürgerbeteiligung) ins Spiel gebracht. Hier geht es hauptsächlich um das Dach der Grundschule und der Turnhalle.

Ein zweiter Punkt war die Ausgabe von Gebinden/Flaschen/Dosen zur Sammlung gebrauchter Speisefette und Öle auch in Privathaushalten. Bislang werden diese Substanzen meist mit dem Abwasser entsorgt, was nicht nur die Leitungen verstopft, sondern auch in der Kläranlage erhebliche Kosten verursacht. Dazu wurde vorgeschlagen, bei einem der Supermärkte einen Pfandautomaten zur Rückgabe der vollen Flaschen im Austausch gegen eine leere aufzustellen. Die Vorstellung, die Flasche in Gosberg abliefern zu können, wurde hingegen aus ökologischen Gesichtspunkten abgelehnt. Mehr dazu gibt‘s hier.

Außerdem wurde vorgeschlagen, das Thema digitales Rathaus voranzutreiben, wobei Volker darauf hinwies, dass das, was in Bayern digital möglich ist, im Rathaus Igensdorf auch schon möglich ist. Weitere Digitalisierungsmöglichkeiten müssten demnach zunächst auf Landesebene geschaffen werden, bevor diese von der Gemeinde angeboten werden könnten. Dennoch sei laut Online-Zugangsgesetz hier bis Ende 2022 noch einiges zu tun, man könne also zumindest mal den Status der Entwicklung anfragen. Den aktuellen Stand des digitalen Angebots im Rathaus Igensdorf gibt’s hier.

Ein weiteres Thema war der Verkehrslärm auf der B2 und die Möglichkeit, im Ort wenigstens Flüsterasphalt verlegen zu lassen. Dies ist aber keine Gemeindeaufgabe, sondern eine Bundesangelegenheit (stellvertretend eine des Straßenbauamts Bamberg). Auf die Frage, ob denn da jetzt mal was geschehe, weil je die Fahrbahn aktuell erneuert wird stellte Barbara klar, dass dazu am besten eine Petition angestrebt werden solle, nach Möglichkeit eine BI gegründet und Demonstrationen organisiert werden sollten, damit die Aufmerksamkeit erhöht würde. Werner stelle dazu klar, dass die derzeitigen Baumaßnahmen schon komplett geplant seien und da kein Einfluss mehr genommen werden könne. Letztlich könne nur das Straßenbauamt entscheiden, welche Art von Belag schließlich aufgebracht wird. Barbara stellt zudem heraus, dass die Grünen auf Bundesebene dieses Thema endlich angehen wollen, damit zukünftig die Gemeinden selbst entscheiden können, ob sie auch auf Kreis, Staats- und Bundesstraßen im Ortsgebiet Tempo 30 ausweisen.

Bündnis 90/Die Grünen
Ortsverband Igensdorf